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Hessische Spezialitäten
Typisch für die traditionelle hessische Küche sind nicht nur Ebbelwei, Handkäse und grüne Soße, sondern auch Gewürze wie Kümmel oder Majoran, die sich so großer Beliebtheit erfreuen. Insbesondere die Wurst- und Fleischspezialitäten Hessens erhalten durch diese beiden markanten Gewürznoten ihren typischen, unverwechselbaren Geschmack. Neben Kümmel und Majoran dürfen bei einigen typisch hessischen Gerichten auch Muskatnuss, Nelken und Knoblauch nicht fehlen.
Hessische Wurstspezialitäten
Hessische Wurst zeichnet sich durch ihre lange Tradition und der bunten Vielfalt ihrer regionalen Varianten aus. Hier hat jede Region und jede Fleischerei ihre eigenen Wurstrezepte. Oft sind diese schon seit Jahrzehnten oder sogar noch länger in der Familie und werden – wenn überhaupt – nur minimal verändert. Neben den traditionellen Produkten mit den typischen Jahren wie Majoran, Kümmel, Knoblauch und Nelken gibt es aber auch immer wieder innovative Varianten, die Zeugnis ablegen von der Experimentierfreude der Hessen. Diese Offenheit für Neues hat einen historischen Hintergrund: Bis in die Neuzeit durchkreuzten zahlreiche Wanderrouten der Handwerkergesellen das zentral gelegene Hessen. Die Gesellen waren stets bereit, ihr Wissen auszutauschen, sodass sich hier auch für zahlreiche einheimische Handwerker wie Metzger die Gelegenheit bot, neue Methoden oder Zutaten auszuprobieren und auf diese Weise hessische Wurstwaren immer weiter zu entwickeln.
Das Geheimnis hessischer Lieblingsgerichte
Wie gut ein Gericht ist, hängt maßgeblich von seinen Zutaten ab. Die hessische Küche zeichnet sich bei ihren Fleischspezialitäten durch die Verwendung regionaler Produkte aus, wobei stets großer Wert auf eine hohe Qualität, aber auch ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis gelegt wird. Die einzelnen Regionen Hessens haben unterschiedliche Schwerpunkte bei der Fleischverarbeitung, für die vor allem Nordhessen weit über die Grenzen des Bundeslandes hinaus bekannt ist. Während in den Landkreisen Fulda und Waldeck-Frankenberg vor allem Rinderzucht betrieben wird, wird im Landkreis Schwalm-Eder hauptsächlich Schweinefleisch produziert. Geflügelhaltung wird zwar auch hier, aber vor allem im Kreis Kassel betrieben. Mit der Qualitätsmarke „Geprüfte Qualität – HESSEN“ werden Fleisch- und Wurstwaren ausgezeichnet, die einen regionalen Bezug und eine hohe Qualität aufweisen.Die traditionelle hessische Küche ist so vielfältig wie die Regionen des Landes im Herzen der Bundesrepublik. In den schmackhaften Gerichten Hessens finden sich stets auch Einflüsse der geografischen Nachbarn. So lassen sich bei der nordhessischen Küche viel Gemeinsamkeiten mit der Küche Thüringens feststellen. In Südhessen gibt es deutliche Überschneidungen mit der Küche Frankens und Rheinhessens. Und in Mittelhessen dominiert zweifelsohne die gute alte Hausmannskost mi viel Fleisch, die als traditionelle hessische Küche über die Landesgrenzen hinaus beliebt ist. Überhaupt ist eines allen Regionen Hessens gemeinsam: Auf einem typischen Speiseplan stehen deftige und gutbürgerliche Fleischgerichte ganz weit oben, die entweder auf traditionelle Art zubereitet oder auf raffinierte Weise neu interpretiert werden.
Beliebte hessische Gerichte mit Fleisch
Zu den beliebtesten und bekanntesten Fleischspezialitäten Hessens zählen die Frankfurter Rippchen, die aus gepökeltem und gegartem Schweinefleisch aus dem Schweinerücken bestehen und traditionell mit Kartoffelpüree und Sauerkraut serviert werden. Ähnlich begehrt ist die Nordhessische Bratwurst, die der Thüringer Rostbratwurst ähnlich ist. Im Gegensatz zur Thüringer wird die kräftig gewürzte Nordhessische Bratwurst aber aus deutlich gröberem Schweinehackfleisch hergestellt. Auf eine lange Geschichte blickt auch das sogenannte Weckewerk zurück, eine typische hessische Wurst- bzw. Fleischspezialität. Hierbei handelt es sich um eine Mischung aus Hackfleisch vom Schwein, gekochter Schwarte, Brühe und – je nach Region und Geschmack – Blut, Innereien und gekochte Fleischstücke. Sie wird am liebsten kalt verzehrt oder in der Pfanne gebraten und dann mit Pellkartoffeln, sauren Gurken und Roter Bete serviert.
Genussregionen Hessens
Nordhessen
Nordhessen ist der Name für den nördlichen Teil Hessens und umfasst üblicherweise die kreisfreie Stadt Kassel und die Landkreise Kassel, Hersfeld-Rotenburg, Schwalm-Eder-Kreis, Waldeck-Frankenberg und Werra-Meißner-Kreis. Neben nahezu unberührten Naturlandschaften sind es vor allem nordhessische Spezialitäten, für die die Region berühmt ist. Der Weinbau und die Produktion von Fleisch- und Wurstwaren hat hier eine lange Tradition, die heute noch gehegt und gepflegt wird. Die nordhessische Küche ist unter anderem berühmt für die Fleisch- und Wurstspezialitäten Ahle Wurscht, Speckkuchen, Weckewerk, die nordhessische Bratwurst und die Kasseler Kochwurst. Zumindest letztere ist schon so lange in der Region bekannt, dass sie wahrscheinlich auch von berühmten Einwohnern der Region wie den Gebrüdern Grimm oder Konrad Duden verzehrt wurde. Nordhessen blickt auf eine lange und vielfältige Handwerkstradition zurück, die teilweise noch heute gelebt wird. Viele nordhessische Spezialitäten werden nach alter Handwerkskunst hergestellt. Dies gilt beispielsweise für die berühmte Ahle Wurscht und andere nordhessische Gerichte und den Weinbau. Nicht nur in den bekannten südhessischen Weinbaugebieten wie der Hessischen Bergstraße, sondern auch in Nordhessen wird schon seit Jahrhunderten Wein angebaut. Der nördlichste und zugleich östlichste Weinberg in Hessen ist heute der Böddiger Berg, der Anfang der 1950er Jahre zum ersten Mal erfolgreich kultiviert wurde. Nach einer längeren Pause in den 1980er Jahren setzte man den ökologischen Weinbau 1993 fort und baut hier seitdem vor allem Ehrenfelser, Riesling, Silvaner und Kerner an. Darüber hinaus wird aus den Reben des Böddiger Bergs auch Sekt und Branntwein destilliert. Wie schon vor Jahrhunderten findet auch heute die Weinlese im Oktober statt, an der sich bis zu 50 ehrenamtliche Helfer beteiligen. Sie tragen dazu bei, dass der Wein vom Böddiger Berg immer wieder gerne in die nordhessische Küche aufgenommen wird. Der wohl berühmteste kulinarische Exportschlager ist die Ahle Wurscht, eine kräftig gewürzte Rohwurst aus Schweinemuskelfleisch und -speck, die luftgetrocknet oder geräuchert wird. Die Wurst reift zwei bis sieben Monate lang – eine relativ lange Zeit für eine Wurst, deshalb auch der Name „Alte Wurst“. Aufgrund ihrer satten roten Farbe wird sie manchmal auch als Rote Wurscht bezeichnet. Typisches Merkmal der nordhessischen Spezialität ist neben der langen Reifezeit und der roten Farbe auch ihr kräftig-würziger Geschmack, der viele nordhessische Gerichte verfeinert. Dieser wird durch die Zugabe verschiedener Gewürze wie Kümmel, Muskatnuss, Knoblauch oder Zucker, manchmal auch Rum oder Weinbrand erzielt . Viele Fleischfachgeschäfte erhalten ihre Zutaten für die Ahle Wurscht, sofern sie nicht selbst schlachten, von Hausschlachtungen aus der Umgebung. So soll die Tradition und, mit der althergebrachten Produktion der beliebten Wurst, auch deren Qualität erhalten bleiben.
Frankfurt
Weit über die hessischen Grenzen hinaus bekannt sind die goldbraunen Frankfurter Würstchen. Als solche dürfen sich seit 1929 nur solche Brühwürstchen nennen, die tatsächlich aus Frankfurt und Umgebung stammen. Frankfurter Würstchen bestehen aus reinem Schweinefleisch, das im Naturdarm eines Schafes zusammengepresst wird. Durch ein besonderes Räucherverfahren erhalten die Würstchen ihren unverwechselbaren Geschmack. Sie werden etwa acht Minuten im heißen (nicht kochenden!) Wasser erhitzt und traditionell mit Kartoffelsalat oder Brot und Senf serviert. Ebenfalls aus der Bankenmetropole stammt die original Frankfurter Rindswurst, die schon im Jahr 1894 von der Metzgerei Gref-Völsing erfunden wurde. Die Brühwurst besteht ausschließlich aus Rindfleisch und ist deshalb auch bei jüdischen und muslimischen Kunden sehr beliebt. Die Rindswurst wird einfach kurz im Wasserbad erhitzt, sie schmeckt aber auch gebraten oder gegrillt hervorragend.